Etappe 4: Hamburger Kunsthalle

HAMBURGER KUNSTHALLE, Hamburg
Sonderausstellungen:
- Alberto Giacometti - Spielfelder
- Besser Scheitern - Film+Videos
- 15 Jahre Galerie der Gegenwart - Eine Sammlungspräsentation
- Oscar Troplowitz, Ein Leben für Hamburg
- Kunst der 50er Jahre

Eindrücke:
Die Hamburger Kunsthalle ist eines der größten und wichtigsten Museen Deutschlands und vielleicht sogar Europas zum Thema bildende Kunst. Jeder, der sich für Kunst interessiert oder erste Erfahrungen sammeln möchte und in der Nähe lebt, sollte unbedingt einen Abstecher dort machen. Von Pissarro bis Picasso, von Rembrandt bis Richter, von Polke bis Poliakoff, von Canaletto bis Cranach ist so ziemlich alles vertreten von dem Spätmittelalter bis zur Gegenwartskunst. Jetzt hier über jeden Flügel und Themenschwerpunkt zu rezensieren und zu sinnieren würde jeden Rahmen sprengen, also werde ich mich kurz fassen, bevor ich mich auf Sonderausstellungen konzentriere. Die Galerei der Alten Meister umfasst die Periode des Spätmittelalters, der Übergangsperiode zur Renaissance, Renaissance, Manierismus, Barok und Rokkoko. Etliche große Meister wie Cranach, Van Dyck, Rembrandt, Rubens, Boucher, Fragonard, Jakob van Ruisdael und Holbein sind hier zu bewundern. In der Galerie des 19. Jahrhunderts ist besonders die Bildersammlung von Caspar David Friedrich und die Sammlung franz. Impressionisten um Monet, Manet, Pissarro, Renoir, Millet und Degas zu bestaunen. Im Flügel der Klassischen Moderne findet man u.A. Picasso, Derain, Munch, Beckmann, Dali, Ernst und eine Sammlung der Gruppe "Brücke" und der neuen Sachlichkeit. Die Galerie der Gegenwart besitzt viele Werke zeitgenössischer Künster, darunter aber viel Abfall!
Für jeden ist also was dabei. Gute Laufschuhe sollte man also mithaben...

Sonderausstellungen:
-Alberto Giacometti - Spilefelder:
Die Schau ist ein Teil einer großen Giacometti Retrospektive in Hamburg (der andere Teil ist im Bucerius zu finden; ich berichtete schon darüber). Dieser Ausstellungsteil beschäftigt sich weitestgehend mit dem surrealen Frühwerk des italienischen Künstlers. Man bekommt einen ungewöhnlichen Einblick in einer kaum bekannten Phase seines Schaffens. Viele Skulpturen mit für ihn außergewöhnlichen Formen und Ausdrücken, etliche Zeichnungen und Malereien sowie viele begleitende Fotografien runden diese Ausstellung ab. Man merkt schon, dass diese Ausstellung einen anderen Fokus auf Giacomettis Schaffen wirft als die des Bucerius Kunst Forums. Aber leider genau wie beim Bucerius findet man hier viel überschüssige Ware wie sinnlose Kritzeleien auf Zeitungspapier, die der Künstler selbst nie im Leben in einem Museum ausgestellt hätte. Der Gesamteindruck jedoch fällt äußerst positiv aus. Die Raumgestaltung weiß sehr gut zu überzeugen mit ihren erdtonfarbigen Wänden und der Raumaufteilung. Welche nun der beiden Ausstellungen die bessere ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Zumindest ergänzen sich beide Ausstellungen wirklich sehr gut.
-Besser Scheitern - Film+Videos:
Diese Schau sollte besser den Titel "Besser umschiffen" tragen. Langweilige, überflüssige, banale und nervige Videoinstallationen von Schlingensief, Baldessari und Co. geben sich hier die Klinke. Wenn ein Video eine Straßenecke in einem scheinbar verlassenen Dorf stundenlang zeigt, ohne, dass nur irgendetwas passiert oder die Kamera durchkreuzt, und ich bei der Erklärung lesen muss, dass sich der "Künstler" damit mit der Chaostheorie auseinandersetzt, dann kann ich nur antworten: verarschen kann ich mich selbst. Alleine die Bruce Naumann Videoinstallation Feed Me/Eat Me weiß einigermaßen zu überzeugen. Allein die Tatsache, dass die Ausstellung weder mit einem Flyer noch mit einem Katalog beworben wird, schreibt Bände...
- Kunst der 50er Jahre:
Kleine, aber unfeine Ausstellung über meist misratene Werke namhafter Künstler wie Hockney und Baumeister. Ein Meisterwerk sticht jedoch heraus und zeigt eindeutig, wer mit dem Pinsel umgehen kann: Study of a Portait von Francis Bacon.
- 15 Jahre Galerie der Gegenwart:
Hier wird sozusagen ein Best Of der modernen Sammlung gezeigt. Und bis auf die Bilder von Polke und Richter muss man sich unweigerlich fragen: wenn das ein Best Of ist, wie sieht denn der Rest aus? Und ich sage, genauso, wie man es sich jetzt vorstellt: zum Schreien... Hier wurde mit viel Geld viel Abfall überhypter Künstler gekauft. Na dann...
- Oscar Troplowitz:
Ein versöhnlicher Abschluss zeigt die Sammlung des Nivea Gründers. Werke von Corot, Liebermann und Sisley sowie alte Originalplakate und frühe werbe-Animationsfilme zeigen den tollen Geschmacks eines großen Unternehmers.

Summa Summarum sind 12 Euro Eintritt zwar nicht gerade wenig, aber angesichts der enormen Größe, des Inhalts und der Vielfalt der Sammlungen und Sonderausstellungen einigermaßen vertretbar.

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